Herzschwäche (Herzinsuffizienz)

Wenn das Herz nicht mehr genug Kraft hat

Was ist Herzschwäche?

Bei einer Herzschwäche (medizinisch: Herzinsuffizienz) schafft es das Herz nicht mehr, genügend Blut durch den Körper zu pumpen. Die Organe werden dann nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Das Blut staut sich zurück, was zu Wassereinlagerungen führt – besonders in den Beinen, manchmal auch in der Lunge. Diese Beschwerden entstehen oft schleichend und werden anfangs als "normales Älterwerden" oder "schlechte Kondition" abgetan.

Wichtig zu wissen: Herzschwäche ist nicht dasselbe wie ein Herzinfarkt. Sie entwickelt sich meist langsam über Jahre. Mit der richtigen Behandlung lässt sich die Lebensqualität deutlich verbessern und das Fortschreiten verzögern.

Warum ist das wichtig?

Unbehandelte Herzschwäche hat ernste Folgen:

  • 💨
    Fortschreitende Atemnot: Selbst Alltagsaktivitäten werden zur Belastung, die Lebensqualität sinkt stark
  • 🏥
    Häufige Krankenhausaufenthalte: Bei Verschlechterung sind oft stationäre Behandlungen notwendig
  • 🫀
    Organschäden: Nieren, Leber und andere Organe können durch mangelnde Durchblutung leiden
  • Rhythmusstörungen: Das geschwächte Herz neigt zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen

Die gute Nachricht: Früh reagieren bedeutet, Folgeschäden verhindern und Lebensqualität erhalten. Moderne Medikamente und Lebensstiländerungen können das Herz deutlich entlasten und die Prognose verbessern.

Typische Anzeichen und Symptome

Die Symptome entwickeln sich meist schleichend und verschlimmern sich im Verlauf:

Frühe Anzeichen:

  • • Schnelle Erschöpfung bei Belastung
  • • Atemnot beim Treppensteigen
  • • Geschwollene Füße/Beine (abends)
  • • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • • Häufiger nächtlicher Harndrang
  • • Gewichtszunahme

Fortgeschrittene Symptome:

  • • Atemnot schon bei geringer Anstrengung
  • • Atemnot im Liegen (nachts aufwachen)
  • • Starke Beinödeme (auch morgens)
  • • Wasser im Bauch (aufgeblähtes Gefühl)
  • • Appetitlosigkeit, Übelkeit
  • • Verwirrtheit
  • • Reizhusten (besonders nachts)

⚠️Notfall - sofort 112 rufen:

  • • Plötzliche starke Atemnot in Ruhe
  • • Bläuliche Verfärbung der Lippen
  • • Schaumiger, rosafarbener Auswurf
  • • Starke Brustschmerzen
  • • Bewusstlosigkeit

💡 Viele bemerken erst etwas, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, alltägliche Dinge zu tun (Einkaufen, Hausarbeit). Nehmen Sie auch frühe Warnsignale ernst – je früher die Behandlung beginnt, desto besser.

So wird es festgestellt (Diagnose)

Die Diagnose erfolgt durch verschiedene Untersuchungen:

Wichtige Untersuchungen:

  • 1.Körperliche Untersuchung: Abhören der Lunge (Rasselgeräusche?), Beine abtasten (Ödeme?), Gewichtskontrolle
  • 2.Herzultraschall (Echokardiografie): Wichtigste Untersuchung! Zeigt, wie gut das Herz pumpt (Ejektionsfraktion)
  • 3.EKG: Prüft Herzrhythmus und zeigt frühere Herzinfarkte
  • 4.Blutuntersuchung: NT-proBNP oder BNP (Herzmarker), Nierenwerte, Schilddrüse, Elektrolyte
  • 5.Röntgen-Thorax: Zeigt Herzgröße und Wasseransammlung in der Lunge
  • 6.Belastungstest: Wie gut ist die Herzleistung unter Belastung?
  • 7.Herzkatheter: Bei Verdacht auf verengte Herzkranzgefäße

Schweregrade der Herzschwäche (NYHA-Klassifikation):

StufeBeschwerden
NYHA IKeine Beschwerden bei normaler Belastung
NYHA IILeichte Beschwerden bei stärkerer Belastung
NYHA IIIBeschwerden schon bei leichter Belastung
NYHA IVBeschwerden auch in Ruhe

Was kann ich selbst tun? (Alltagsmaßnahmen)

Sie können selbst viel tun, um Ihr Herz zu entlasten:

⚖️

Täglich wiegen

Wichtigste Selbstkontrolle überhaupt!

  • • Jeden Morgen zur gleichen Zeit
  • • Nach dem Toilettengang, vor dem Frühstück
  • • Gewicht aufschreiben
  • • Bei +2 kg in 3 Tagen: Arzt kontaktieren
  • • Zeigt Wassereinlagerungen früh an
💧

Trinkmenge begrenzen

Zu viel Flüssigkeit belastet das Herz.

  • • Meist 1,5-2 Liter pro Tag
  • • Individuelle Grenze vom Arzt erfragen
  • • Alle Flüssigkeiten zählen (auch Suppe!)
  • • Bei Hitze Rücksprache halten
  • • Durst mit kleinen Schlucken stillen
🧂

Salz reduzieren

Salz bindet Wasser im Körper.

  • • Maximal 5-6 g Salz pro Tag
  • • Fertigprodukte meiden (viel Salz!)
  • • Frisch kochen
  • • Mit Kräutern würzen
  • • "Erst probieren, dann salzen"
🚶

Moderate Bewegung

Trainiert das Herz, aber nicht überlasten!

  • • Täglich 20-30 Minuten spazieren
  • • Langsam beginnen, langsam steigern
  • • Herzrehabilitation nutzen
  • • Bei Atemnot sofort pausieren
  • • Regelmäßigkeit wichtiger als Intensität
🍎

Herzgesunde Ernährung

Mediterrane Kost ist ideal.

  • • Viel Gemüse und Obst
  • • Vollkornprodukte
  • • Fisch (2x pro Woche)
  • • Gesunde Fette (Olivenöl, Nüsse)
  • • Wenig rotes Fleisch
🚭

Nicht rauchen

Rauchen verschlechtert die Prognose erheblich.

  • • Sofort aufhören, auch bei langjährigem Rauchen
  • • Rauchentwöhnungsprogramme nutzen
  • • Nikotinersatztherapie erwägen
  • • Arzt um Unterstützung bitten
  • • Jeder rauchfreie Tag zählt!
🍺

Alkohol meiden

Alkohol schwächt den Herzmuskel direkt.

  • • Am besten ganz verzichten
  • • Maximal 1 kleines Glas Wein/Tag (Frauen)
  • • Maximal 2 kleine Gläser/Tag (Männer)
  • • Bei alkoholbedingter Herzschwäche: absolutes Verbot
  • • Zählt zur Trinkmenge!
💉

Impfungen wahrnehmen

Infektionen belasten das geschwächte Herz stark.

  • • Jährlich Grippe-Impfung
  • • Pneumokokken-Impfung
  • • COVID-19-Impfung aktuell halten
  • • Bei Infekten frühzeitig zum Arzt
  • • Menschenansammlungen meiden (Erkältungszeit)

Tipp: Starten Sie mit 2-3 Maßnahmen, die Ihnen am leichtesten fallen. Besonders wichtig: tägliches Wiegen und Salz reduzieren. Diese beiden Maßnahmen haben den größten Einfluss auf Ihr Wohlbefinden.

Umgang im Alltag

📊Selbstkontrolle

Behalten Sie wichtige Werte im Blick:

  • • Tägliches Wiegen (morgens nüchtern)
  • • Blutdruck messen (nach Absprache)
  • • Puls kontrollieren
  • • Trinkmenge dokumentieren
  • • Beinödeme beobachten
  • • Bei Verschlechterung: sofort Arzt

👨‍⚕️Fragen für den Arzttermin

Bereiten Sie sich vor:

  • • Welches Stadium habe ich (NYHA)?
  • • Wie ist meine Ejektionsfraktion?
  • • Welche Trinkmenge ist richtig für mich?
  • • Kommt eine Reha infrage?
  • • Welche Sportarten darf ich machen?
  • • Wann zur Kontrolle wiederkommen?
  • • Was tun bei akuter Verschlechterung?

🏠Alltag anpassen

Kleine Veränderungen erleichtern vieles:

  • • Beine hochlegen (mehrmals täglich)
  • • Stützstrümpfe tragen
  • • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen
  • • Hilfe im Haushalt annehmen
  • • Einkäufe liefern lassen
  • • Treppen vermeiden (Wohnung ebenerdig?)
  • • Pausen einplanen

✈️Reisen mit Herzschwäche

Gut vorbereitet ist Reisen möglich:

  • • Vorher mit Arzt besprechen
  • • Arztbrief und Medikamentenliste mitnehmen
  • • Medikamente im Handgepäck
  • • Reserve-Medikamente einpacken
  • • Auslandskrankenversicherung
  • • Nicht zu große Höhe (über 2000m)
  • • Keine extremen Temperaturen

Tipp: Nutzen Sie Angebote wie Herzsportgruppen oder Herzinsuffizienz- Schulungen. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr hilfreich sein.

Häufige Fragen und Sorgen

Ist Herzschwäche heilbar?

Herzschwäche ist meist nicht heilbar, aber in vielen Fällen gut behandelbar. Mit der richtigen Therapie können Beschwerden gelindert, die Lebensqualität verbessert und das Fortschreiten verzögert werden. Wichtig ist die konsequente Behandlung der Grunderkrankung.

Wie viel darf ich trinken?

Bei Herzschwäche ist die Trinkmenge oft auf 1,5-2 Liter pro Tag beschränkt. Ihr Arzt gibt Ihnen eine individuelle Empfehlung. Trinken Sie zu viel, kann sich mehr Wasser im Körper ansammeln und die Beschwerden verschlimmern.

Darf ich noch Sport treiben?

Ja, moderate Bewegung ist sogar wichtig! Sie stärkt das Herz und verbessert die Leistungsfähigkeit. Beginnen Sie langsam und steigern Sie sich allmählich. Ihr Arzt kann Ihnen ein geeignetes Trainingsprogramm empfehlen. Meiden Sie nur extreme Belastungen.

Warum muss ich mich täglich wiegen?

Plötzliche Gewichtszunahme (mehr als 2 kg in 3 Tagen) deutet auf Wassereinlagerungen hin – ein Zeichen, dass sich die Herzschwäche verschlechtert. Durch tägliches Wiegen können Sie frühzeitig reagieren und Krankenhausaufenthalte vermeiden.

Wie lange dauert es, bis die Medikamente wirken?

Entwässernde Medikamente wirken schnell (Stunden bis Tage). Andere herzstärkende Medikamente entfalten ihre volle Wirkung erst nach Wochen bis Monaten. Geduld ist wichtig – setzen Sie Medikamente nie eigenmächtig ab, auch wenn Sie noch keine Besserung spüren.

Quellen und Aktualität

Letzte Überprüfung: November 2025

Nächste Aktualisierung geplant: Mai 2026

Quellen:

  • • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
  • • European Society of Cardiology (ESC) Heart Failure Guidelines
  • • Deutsche Herzstiftung
  • • Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz
  • • Kompetenznetz Herzinsuffizienz

ℹ️Wichtiger Hinweis

Die Informationen auf dieser Seite dienen der allgemeinen Aufklärung. Sie ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Herzschwäche ist eine ernste Erkrankung, die ärztlich behandelt werden muss. Bei akuter Atemnot, Brustschmerzen oder anderen Notfallsymptomen rufen Sie sofort die 112.