Herzrhythmusstörungen
Vorhofflimmern und andere Rhythmusstörungen verstehen und behandeln
Was sind Herzrhythmusstörungen?
Herzrhythmusstörungen bedeuten, dass das Herz unregelmäßig, zu schnell oder zu langsam schlägt. Das kann sich als Herzstolpern, Herzrasen oder Aussetzer bemerkbar machen. Die häufigste Form im Alter ist das Vorhofflimmern, bei dem die Vorhöfe des Herzens nicht mehr koordiniert arbeiten. Diese Beschwerden zeigen sich oft schleichend und werden leicht als "normales Älterwerden" abgetan – dabei können sie ernstzunehmende Folgen haben.
Wichtig zu wissen: Nicht jedes Herzstolpern ist gefährlich, aber häufige oder anhaltende Rhythmusstörungen sollten ärztlich abgeklärt werden. Besonders Vorhofflimmern erhöht das Schlaganfallrisiko deutlich.
Warum ist das wichtig?
Herzrhythmusstörungen, besonders Vorhofflimmern, können ernste Folgen haben:
- 🧠Schlaganfallrisiko: Bei Vorhofflimmern ist das Schlaganfallrisiko 5-mal höher, da sich Blutgerinnsel bilden können
- ❤️Herzschwäche: Anhaltende Rhythmusstörungen können das Herz schwächen
- 😟Lebensqualität: Angst, Erschöpfung und eingeschränkte Belastbarkeit im Alltag
- 🔄Kreislaufprobleme: Unregelmäßiger Herzschlag kann zu Schwindel und Schwäche führen
Die gute Nachricht: Früh reagieren bedeutet, Folgeschäden verhindern und Lebensqualität erhalten. Moderne Behandlungsmöglichkeiten können das Schlaganfallrisiko deutlich senken und Beschwerden lindern.
Typische Anzeichen und Symptome
Herzrhythmusstörungen können sich sehr unterschiedlich äußern. Manche Menschen bemerken nichts, andere sind stark beeinträchtigt:
Häufige Symptome:
- • Herzstolpern oder "Aussetzer"
- • Herzrasen (schneller Herzschlag)
- • Unregelmäßiger Puls
- • Pulsieren im Hals oder in der Brust
- • Innere Unruhe oder Angstgefühle
- • Müdigkeit und Erschöpfung
- • Leistungsminderung
- • Schwindel oder Benommenheit
- • Kurzatmigkeit bei Belastung
⚠️Alarmzeichen:
- • Starke Brustschmerzen
- • Plötzliche starke Atemnot
- • Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit
- • Sehr schneller Puls (über 150/min)
- • Bläuliche Verfärbung von Lippen/Fingern
- • Starke Schweißausbrüche
Bei diesen Symptomen sofort den Notruf 112 wählen!
💡 Viele Betroffene bemerken Vorhofflimmern gar nicht oder nur bei körperlicher Anstrengung. Dennoch besteht das erhöhte Schlaganfallrisiko. Regelmäßige Pulskontrolle ist daher wichtig.
So wird es festgestellt (Diagnose)
Die Diagnose von Herzrhythmusstörungen erfolgt in mehreren Schritten:
Untersuchungen beim Arzt:
- 1.Puls tasten und Abhören: Erste einfache Untersuchung
- 2.EKG (Elektrokardiogramm): Zeichnet die elektrische Aktivität des Herzens auf, wichtigste Untersuchung
- 3.Langzeit-EKG: 24-Stunden-Aufzeichnung, um anfallsartige Rhythmusstörungen zu erfassen
- 4.Ereignis-Rekorder: Kleines Gerät, das über Wochen getragen wird und bei Beschwerden aktiviert wird
- 5.Herzultraschall (Echokardiografie): Beurteilung der Herzstruktur und -funktion
- 6.Blutuntersuchung: Schilddrüsenwerte, Elektrolyte prüfen
Selbstbeobachtung zu Hause:
Sie können selbst wichtige Hinweise sammeln:
- • Tasten Sie regelmäßig Ihren Puls am Handgelenk (30 Sekunden x 2)
- • Achten Sie auf Regelmäßigkeit und Geschwindigkeit
- • Notieren Sie, wann Beschwerden auftreten
- • Dokumentieren Sie auslösende Faktoren (Stress, Kaffee, Alkohol)
- • Moderne Blutdruckmessgeräte zeigen oft Herzrhythmusstörungen an
- • Smartwatches mit EKG-Funktion können hilfreich sein
Formen von Herzrhythmusstörungen:
| Art | Beschreibung | Häufigkeit |
|---|---|---|
| Vorhofflimmern | Vorhöfe schlagen unkoordiniert und schnell | Häufigste Form im Alter |
| Extrasystolen | Zusätzliche Herzschläge, "Herzstolpern" | Sehr häufig, meist harmlos |
| Vorhofflattern | Regelmäßig schneller Vorhofrhythmus | Seltener als Vorhofflimmern |
| Bradykardie | Zu langsamer Herzschlag (unter 60/min) | Bei Senioren nicht selten |
Was kann ich selbst tun? (Alltagsmaßnahmen)
Mit gezielten Maßnahmen können Sie Herzrhythmusstörungen vorbeugen oder Anfälle reduzieren:
Koffein und Alkohol meiden
Beides kann Herzrhythmusstörungen auslösen.
- • Kaffee in Maßen (max. 2-3 Tassen täglich)
- • Auf Energy-Drinks verzichten
- • Alkohol stark reduzieren oder meiden
- • Grünen Tee statt Kaffee probieren
- • Beobachten, was bei Ihnen Anfälle auslöst
Stress reduzieren
Stress und Aufregung können Anfälle triggern.
- • Entspannungstechniken erlernen
- • Atemübungen (4 Sek. ein, 6 Sek. aus)
- • Yoga oder Tai Chi
- • Ausreichend schlafen (7-8 Stunden)
- • Pausen im Alltag einplanen
Moderate Bewegung
Regelmäßige Bewegung stärkt das Herz.
- • Täglich 30 Minuten moderate Bewegung
- • Spazierengehen, Radfahren, Schwimmen
- • Intensive Belastung mit Arzt besprechen
- • Bei Beschwerden sofort pausieren
- • Puls während Sport im Blick behalten
Gesundes Gewicht
Übergewicht erhöht das Risiko für Vorhofflimmern.
- • Langsam und nachhaltig abnehmen
- • Mediterrane Ernährung bevorzugen
- • Viel Gemüse und Obst
- • Wenig gesättigte Fette
- • Portion Größen beachten
Nicht rauchen
Rauchen erhöht das Risiko für Rhythmusstörungen deutlich.
- • Rauchentwöhnungsprogramme nutzen
- • Nikotinersatztherapie erwägen
- • Unterstützung suchen (Familie, Gruppen)
- • Auch Passivrauchen vermeiden
- • Arzt um Hilfe bitten
Andere Erkrankungen behandeln
Begleiterkrankungen konsequent behandeln.
- • Bluthochdruck gut einstellen
- • Diabetes optimal kontrollieren
- • Schilddrüsenwerte prüfen lassen
- • Schlafapnoe behandeln lassen
- • Alle Medikamente regelmäßig nehmen
Elektrolyte im Gleichgewicht
Kalium und Magnesium sind wichtig fürs Herz.
- • Bananen, Kartoffeln (Kalium)
- • Nüsse, Vollkorn (Magnesium)
- • Bei Entwässerungsmitteln besonders wichtig
- • Blutwerte regelmäßig kontrollieren
- • Ergänzung nur nach Rücksprache
Puls regelmäßig kontrollieren
Früherkennung ist wichtig.
- • Täglich Puls fühlen (30 Sek. x 2)
- • Auf Regelmäßigkeit achten
- • Blutdruckmessgerät mit Rhythmuskontrolle
- • Bei Auffälligkeiten zum Arzt
- • Werte dokumentieren
Tipp: Führen Sie ein Tagebuch, in dem Sie notieren, wann Beschwerden auftreten und was Sie vorher gemacht haben. So können Sie persönliche Auslöser erkennen.
Umgang im Alltag
📋Symptom-Tagebuch führen
Dokumentieren Sie Ihre Beschwerden:
- • Wann treten Rhythmusstörungen auf?
- • Wie fühlt es sich an?
- • Wie lange dauert es?
- • Was haben Sie vorher gemacht?
- • Kaffee, Alkohol, Stress?
- • Pulswerte notieren
- • Hilft Ihnen beim Arztgespräch
👨⚕️Fragen für den Arzttermin
Bereiten Sie sich vor:
- • Welche Form der Rhythmusstörung habe ich?
- • Wie hoch ist mein Schlaganfallrisiko?
- • Brauche ich Blutverdünner?
- • Kommt eine Katheterablation infrage?
- • Welche Sportarten darf ich machen?
- • Was tun bei akutem Anfall?
- • Wie oft Kontrolluntersuchungen?
⚡Bei akutem Anfall
Was hilft in der Situation:
- • Hinsetzen oder hinlegen
- • Ruhig und tief atmen
- • Kaltes Wasser trinken
- • Valsalva-Manöver (Pressen wie bei Stuhlgang)
- • Gesicht mit kaltem Wasser waschen
- • Bei länger als 15 Min: Arzt kontaktieren
- • Bei Brustschmerzen: Notruf 112
🎒Vorbereitet sein
Sicherheit unterwegs:
- • Notfallausweis immer dabei
- • Medikamentenliste aktuell halten
- • Notfallnummern einspeichern
- • Angehörige informieren
- • Hausnotruf erwägen
- • Bei Reisen: Arztbrief mitnehmen
Tipp: Moderne Smartwatches mit EKG-Funktion können helfen, Rhythmusstörungen zu dokumentieren. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob das für Sie sinnvoll ist.
Häufige Fragen und Sorgen
Ist jedes Herzstolpern gefährlich?
Nein, gelegentliches Herzstolpern (Extrasystolen) ist meist harmlos und kommt auch bei Gesunden vor. Erst wenn es häufig auftritt, mit anderen Symptomen einhergeht oder Sie sich unwohl fühlen, sollte es ärztlich abgeklärt werden.
Kann Vorhofflimmern wieder verschwinden?
Ja, besonders anfallsartiges Vorhofflimmern kann von selbst wieder in den normalen Rhythmus zurückkehren. Mit der richtigen Behandlung lässt sich bei vielen Patienten der normale Herzrhythmus wiederherstellen oder dauerhaft stabilisieren.
Muss ich für immer Blutverdünner nehmen?
Das hängt von Ihrem individuellen Schlaganfallrisiko ab. Bei dauerhaftem Vorhofflimmern und bestimmten Risikofaktoren ist eine dauerhafte Blutverdünnung meist notwendig. Ihr Arzt bewertet Ihr persönliches Risiko und bespricht die beste Option mit Ihnen.
Kann ich mit Vorhofflimmern Sport treiben?
Ja, moderate Bewegung ist sogar empfehlenswert und kann das Wohlbefinden verbessern. Intensive Ausdauersportarten sollten Sie mit Ihrem Arzt besprechen. Wichtig ist, auf Ihren Körper zu hören und Überlastung zu vermeiden.
Welche Rolle spielt Stress bei Herzrhythmusstörungen?
Stress kann Herzrhythmusstörungen auslösen oder verschlimmern. Entspannungstechniken, ausreichend Schlaf und Stressmanagement können helfen, Anfälle zu reduzieren. Auch Koffein und Alkohol sollten in Maßen genossen werden.
Quellen und Aktualität
Letzte Überprüfung: November 2025
Nächste Aktualisierung geplant: Mai 2026
Quellen:
- • Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
- • European Society of Cardiology (ESC) Guidelines
- • Deutsche Herzstiftung
- • Kompetenznetz Vorhofflimmern
- • Leitlinie Vorhofflimmern der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
- • Robert Koch Institut (RKI)
ℹ️Wichtiger Hinweis
Die Informationen auf dieser Seite dienen der allgemeinen Aufklärung. Sie ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Herzrhythmusstörungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Bei akuten Beschwerden (Brustschmerzen, Atemnot, Ohnmacht) rufen Sie sofort die 112.